6. Geburtstag der Feuchten Kehlen - Ein Interview mit einem Gründungsmitglied

03.05. 19:43 | Imports geschrieben von violettweiss

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Ein traurig dreinblickender, ausgebleichter, mittlerweile an den Rändern eingerissener Clown am Freibadzaun erinnerte beim Heimspiel gegen Oepping an die Feuchten Kehlen. Die großen Zeiten des Julbacher Fanclubs sind längst vorüber, Mythen und Legenden halten die Erinnerung auch heute noch aufrecht. Inzwischen ist es schon 6 Jahren her, als der erste Julbacher Fanclub ins Leben gerufen wurde. Radikale Ultras, fanatische Fußballfreaks oder einfach nur beschwingte Jugendliche – die Meinung über die „Feuchten Kehlen“ ging weit auseinander. Selten zuvor polarisierte eine „Vereinigung“ dermaßen wie der Julbacher Fanclub, sowohl innerhalb der Gemeinde als auch weit über die Geimeindegrenzen hinaus. Sowohl bei den Heimspielen, als auch bei den Auswärtspartien sorgten die trinkfesten Jugendlichen für Stimmung auf den Rängen. Auch wenn die Parolen manchmal am oder über den Grenzen des guten Geschmacks waren und auch wenn nicht jeder von ihren Gesängen überaus begeistert war, so sorgten sie doch für das gewisse etwas am Fußballplatz. Beim Violett Weiss Interview blickt ein Gründungsmitglied zurück – eine „Feuchte Kehle“ der ersten Stunde sozusagen. Am 1. Mai 2005 war es soweit – erzähl wie es zur Gründung des neuen Fanclubs kam! Ach ja lange ist‘s her. The good old times möchte man fast sagen. Ich kann mich noch daran erinnern als wärs gestern gewesen. Wir schreiben den ersten Mai 2005. 12 Uhr, der Wecker klingelt. Erst jetzt weils gestern wohl wieder etwas länger wurde. Nach kurzer Eingewöhnungsphase in den Tag mit einem Aspirin gings dann mit den Kumpels auf nach Haslach zum Spiel. Du weißt ja, Fussball begeistert waren wir ja immer schon aber an diesem Tag sollte sich mehr daraus entwickeln. Bei guter Laune beobachteten wir das Match als sich im Heimsektor der Haslacher eine kleine Gruppe bildete die mit ihren Parolen und Gashupen auf sich aufmerksam machte. Wir Julbacher Jungs waren natürlich auch keine Kinder von Traurigkeit, aus dem Reperaturseiderl wurden auch wieder ein paar mehr und so konterten wir den Haslachern gleich stimmkräftig dagegen. Anfangs wars einer, im nächsten Moment drei und dann bis zu Sieben Julbacher die Lautstark und mittels schnell improvisierter Mistküble-Trommel die Haslacher verstummen ließen. Ja Mann, Der Fanclub war geboren! Danach ging ja alles sehr schnell, es wurde groß investiert und ruckzuck waren jede Menge Leute dabei. Ein steiler Aufstieg eigentlich!? Das kann man wohl sagen und von Woche zu Woche wurden es mehr. Es war irgendwie ein Hype der durch Julbachs Jugend ging. Jungs die auch sonst nicht soviel mit Fussball zu tun hatten und Mädls waren dabei. Jeder wollte dabei sein, jeder wollte Sonntag Nachmittags am Sportplatz sein. Jeder konnte dabei sein, während der Woche waren wir ganz normale Leute, wie du und ich. Der eine war Schüler, der andere schraubte Fenster, wieder ein anderer war Montag bis Freitag höchst seriös. Am Sonntag wurde darauf gesch***, da zählte nur das Hier und Jetzt, unsere Julbacher Kicker! Ja ich würde fast sagen, eigentlich führten wir fast eine Art Doppelleben. Wir bastelten Transparente um den Leuten und vor allem unserem Team zu zeigen: Burschn heit geht’s auf, mir gwingan heit de Partie. mir mit eich und es mit uns. Und ohne Trommeln wärs natürlich nur halb so laut gewesen. Wie seid ihr eigentlich auf diesen ungewöhnlichen, aber originellen Namen gekommen. Im Zuge des Spiels gegen Haslach mussten wir uns natürlich auf eien Namen einigen. Nach einigen Seidl’ und ein paar schrägen Ideen einigten wir uns auf den nicht ganz unpassenden Namen: Die feuchten Kehlen! Nicht jeder Fan überstand die Partien immer unverletzt, so kippte einer mal beim Torjubel über das Tribünengeländer – war es gefährlich ein Julbacher Ultra zu sein? Man könnte ja auch sagen Michi war mit Leib und Seele dabei, eine Kehle der ersten Stunde eben. Dieser Gips war eher die Ausnahme, grundsätzlich muss man sagen das Gefährlichste an der Sache war das man manchmal das Resultat am Ende des Spiels nicht mehr wusste. Aber eigentlich war es egal, es zählte nur die Jungs zum Sieg zu peitschen! Die berühmt berüchtigte „Prügl-Bank“ und die offizielle Hupe „Viola“ – nur zwei eurer Markenzeichen. Was machte den Fanclub einzigartig, so besonders? Ich glaube das Beste am Fanclub war die Gemeinschaft die darunter entstand. Wir waren wie eine große Familie. An Wochenenden egal zu welcher Uhrzeit, in unserer Zentrale der Prügl-Bank war immer jemand anzutreffen. Um zu quatschen, chillen, ein Bierdschi trinken oder sich aufs nächste Match einzustimmen. „Pyrotechnik ist kein Verbrechen“ – bengalische Feuer erlebten ihr Debüt in der 2. Klasse in Julbach. Da ward ihr sozusagen der Vorreiter in unserer Region - immer mit einem Bein in der Illegalität. Damals war das ganze Pyrotechnik-Verbrechen-Ding noch gar kein Thema denke ich. Und wenn doch, dann wärs uns wohl auch egal gewesen. Für die geniale Stimmung am Sportplatz war das sozusagen das optische I-tüpfelchen. Auch wenn die ein oder andere Fehlzündung bei Meisterfeiern mit diesen Utensilien passierte aber das ist eine andere Geschichte  Nicht jeder war von euch begeistert, manch einer legte sich auch mit euch an (Stichwort Anderl). Bei den Auswärtsspielen wurdet ihr auch nicht immer so freundlich aufgenommen. Belächelt und gefürchtet - immer mit einem gewissen Bad-Boy Image, richtig? Klar hatten wir irgendwie ein Bad-Boy-Image, doch das war uns egal. Was die anderen über uns dachten war für uns nie interessant. Wir hatten da auch immer unser Lied und das traf es auf den Punkt: „Es ist egal ob wir das Spiel verlieren, denn darauf kommt es nicht an. Und ob das irgendjemand hier sonst kapiert, ist für uns nicht interessant. Ihr könnt uns schlagen so oft und so hoch ihr wollt, es wird trotzdem nie passieren, dass auch nur einer von uns mit euch tauschen will, denn ihr seid nicht wie wir.“ Außerdem, der berühmte Spruch: Allen kann mans nicht recht machen trifft natürlich auch hierbei zu. Es war kein Problem wenn mit uns auswärts nicht so sehr willkommen waren. Ganz im Gegenteil, das gab noch einmal einen richtigen Schub an Motivation. So mit dem Gedanken: Jetzt erst recht. Aber das wichtigste war, das wir Spaß dabei hatten und ich denke auch unser Fussball Team hat die Zeit mit den feuchten Kehlen sehr genossen. Eure Feindbilder waren oftmals Ordner und Schiedsrichter. Gegen „unsportliche“ Gegner wurden oft schwere Geschütze aufgefahren – was denkst du heute über diese dunklen Seiten eurer Fanclub-Geschichte. Tja du kannst von den Tribünen nicht immer Schmusesongs und Kuschelhymnen Singen. Wenn da Individuen am Sportplatz gastierten die so gar nicht in unseren Happy-Sunday passten wurde auch schon mal in eine etwas tiefere Schublade gegriffen. Aber wie gesagt wir waren kein Kirchenchor sondern auch nur Zuseher die Ihre Meinung lautstark zum Ausdruck brachten. Heute muss ich dazu sagen das ich‘s nochmal genau so machen würde wie damals. Wenn du ins Stadion nach Linz, Wien, Graz….. gehst läufts doch nicht anders. Wird es vielleicht irgendwann ein Comeback geben? Die Wehmut und die Erinnerung an diese geile Zeit kommt natürlich immer wieder mal hoch. Aber so wies war wird’s nie wieder werden, dass muss man einsehen! Die meisten von uns haben ohnehin Trommel und Hupe gegen Fussballschuhe und Bälle getauscht also wird’s wohl so schnell keine Wiedervereinigung geben können. Aber wenn du genau hinsiehst kannst du sonntags dort wo der Rasen grün und das Bier kalt ist vielleicht einen von uns entdecken! Du weißt ja, einmal Julbach, immer Julbach…

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