Das etwas andere Hicke-Resümee

28.06. 18:44 | Imports geschrieben von violettweiss

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I[Eine Nachbetrachtung der Ära Hickersberger der anderen Art haben wir uns jetzt einfach ganz frech von den Kollegen von fm4 / Blumenau geborgt. Also hier das etwas andere Resümee in rhetorisch vielleicht gewöhnungsbedürftiger aber durchaus brillanter Form, Copyright fm4.orf.at/blumenau Fluch und Segen. Oder: richtig so, aber es kommt nix Besseres nach. Das Ende der Ära Hickersberger ist ein exakter Spiegel ihrer selbst: schizophren, zwischen trockenem Witz und müder Dumpfheit. Zuerst manisch sich an einer nächtlichen Bar überreden lassen, dann depressiv übers Tanzbär-Dasein stolpern und hysterisch dumme Aussagen von Idioten als Ausrede heranziehen. Das ist Hickersberger pur. Sein Rücktritt ist einerseits Fluch, andererseits Segen. Fluch, weil nichts Besseres nachkommt, wenn man auf billige, heimische Ressourcen zurückgreift (die allesamt noch viel weniger könnerten) weil man da auch ein billiges Resultat, billigen Fußball bekommt. Segen, weil der Hickesche Zappelkurs nichts gebracht hat - in jedem Fall nur 10% von dem, was eine große, eine ausländische Lösung bringen würde (die immerhin zumindest Generalsekretär Gigi Ludwig, die Machtkonstante im ÖFB angedacht hat) - eine Lösung, die allerdings nur dann Sinn macht, wenn der Coach (aus Deutschland, Holland, oder zumindest der deutschen Sprache mächtig) auch die Strukturen des ÖFB mitverändern muss. Das hat der langsame Hickersberger nur ansatzweise geschafft: Mental- und Conditioning-Coaches - erst auf Druck der Spieler, eine Annäherung an das ÖSV-Coachung-System - nicht einmal angedacht; ein ernsthaftes Abkoppeln von der Generation Cordoba: nur für die Kameras, als es opportun erschien. Und selbst das, was Hickersberger von allen sofort zugestanden wird, nämlich seine Intelligenz, nützte er für das Projekt Euro 08 nicht. Oder maximal too little, too late. Quelle www.alleswerbung.at bzw. Kronen Zeitung Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass ein von der neuen, zersplitterten Medien-Realität, in der auch seine Spieler und das Umfeld leben, überforderte Opa sich auf ein paar wenige Dinge zurückzog, Sicherungen einbaute, die seine Position stärken sollten, aber dabei keine Rücksicht auf die Stärkung des Teams oder gar eine Veränderung der Strukturen aus war. Bester Beispiel: der Fall Vastic. Das war von Hickersberger - und sowas wird in seiner Tragweite erst im Nachhinein deutlich ausschließlich als Ventil gedacht, um öffentlichen Druck in einer ihm genehmen und kontrollierbaren Art entweichen zu lassen. Als der ihm, unnotwendigerweise im späten Frühjahr, als er deutlich schwankte, zu stark wurde, setzte er Vastic als Joker ein. Mit der Nominierung nahm er die Scharner-Ausbootung medial vom Tisch, denn der in der Hand sitzende Vastic-Spatz war den titelsüchtigen Leitmedien dieser Euro, an die sich der ÖFB leider verkauft hatte (Österreich, Krone) wohl lieber als die auf dem Dach sitzende und ein wenig irrlichternde Scharner-Taube. Die Nominierung hatte nie den sportlichen Wert der nach außen verkauft wurde: im Gegensatz zum öffentlichen Stehsatz von Hicke, dass man Vastic jederzeit quasi ung'schauter in ein Team, mit dem er so noch nie zusammengespielt hat, bringen könne, ist der (fußballerisch) sensible Spielmacher nur mit kontinuierlicher, langfristiger, gemeinsamer Arbeit in ein Team zu integrieren, damit er als Leitfigur Sinn macht. Stickler - Bildquelle orf.at In eine Mannschaft geworfen, die er nicht kennt (Laufwege, etc.) kann er gar kein Land sehen - wie sein Auftritt im Kroatien-Spiel, wo er falsch, nämlich als Bremser eingesetzt wurde, oder im Polen-Spiel, wo er keine Anbindung fand, selbst beim Schießen der Corner versagte und erst durch den Glücksfall Elfmeter ins Spiel kam. Dass dieser Zufall reicht, um einfältige Simplifizierer in den Medien, ein von ihnen verdummtes Publikum und ein paar Strippenzieher, die (u.a.) mit Vastic-Kolumnen Politik machen, zufriedenzustellen, das war das (erfolgreiche) Kalkül des Teamchefs. Das ist ihm ja auch nicht zum Vorwurf zu machen, geschweige denn dem Spielball Vastic. Enttäuschend und entlarvend ist es jedoch, dass Hickersberger unter dem Vorwand eine sportlich wertvolle Entscheidung getroffen zu haben, mit genau dieser Medien-Politik gespielt hatte, und dass dieser Taschenspielertrick abseits eines seriösen Aufbaus einer Mannschaft letztlich sein einziger wirklicher Trick war. Dass jemand, der aus purer Verzweiflung drüber, dass die Zeit an ihm vorbeisprintet, derlei Schmähs praktiziert, seine Job zur Verfügung stellt, ist schon in Ordnung. Dass weniger intelligente oder noch vorsichtigere Ex-Teamchefs (Krankl bzw. Prohaska) wohl nicht einmal das so geschafft hätten, ist kein Trost. Dass andere Typen, denen noch viel mehr persönlicher Ehrgeiz im Weg steht, ein tatsächlicher Charakter zu sein, alles noch verschlimmert hätten, auch klar. Es kommt nur dann was Besseres nach, wenn man sich zu einer langfristigen und mutigen Lösung entschließt. Ich darf einen (schon ein paar Monate alten) Vorschlag des Kollegen Neundlinger vom Standard aufnehmen, der jemanden wie Ralf Rangnick (besetzt) oder Mirko Slomka (frei) ins Spiel gebracht hätte. Ein Piefke, der sich langfristig im verklumpten ÖFB durchsetzen könnte, jemand, der zeitgemäße Methoden einschleifen würde, die sich auch die tapferen jüngeren Trainer in Österreich nie trauen würden, weil sie sich dann von Spott und Hohn aus der "mit nackten Füßen in Slippern"-Partie ausgesetzt sehen würden, für deren Einwürfe ein Slomka eher noch ein müdes Lächeln bereit hätte. Das Geld, sagt Gigi Ludwig, ist da. Fehlt nur noch der Mut. Jemand, mit der der ÖFB-Chef aber erst noch bekanntgemacht werden müsste.

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