violett-weiss.at.tf im Interview mit Leitner Josef

27.04. 10:06 | Imports geschrieben von violettweiss

Tags: #


Leitner Josef bei der Medaillenübergabe Unzählige Jahre galtst du ja als Motivator und Antreiber der Kampfmannschaft. Vor knapp 4 Jahren hast du dich ja vom aktiven Fußballsport zurückgezogen. Was machst du jetzt? Bezüglich Fußball habe ich sowohl mein Karriere als aktiver Fußballer, Trainer und Funktionär endgültig beendet, insgesamt war ich mehr als 20 Jahre im Fußballsport tätig, es war eine sehr lange Zeit, in der ich viele Tiefen und Höhen erlebt habe, und auch am Ende der Karriere habe ich das nochmals ganz intensiv erlebt. Mit 37 Jahren wurde ich doch noch Meister mit der Kampfmannschaft, nachdem ich über 15 Jahre daran gearbeitet habe. Ein Jahr später habe ich dann auch den Abstieg noch erlebt, wo ich mir im vorletzten Spiel meiner Karriere gegen Hofkirchen auswärts noch das Nasenbein gebrochen habe, somit war es gleichzeitig mein letztes Spiel. Der Fußballsport hat mir gezeigt, dass auch das Leben immer Höhen und Tiefen hat, und es hängt von mir ab, wie ich auf diese Höhen und Tiefen reagiere. Jetzt widme ich ganz wenig Zeit dem Fußball, pro Saison schaue ich mir maximal 1-2 Spiele von Julbach und St. Martin, wo ich jetzt wohne und Haus gebaut habe, an. In der Zeitung und im Internet verfolge ich aber regelmäßig die Entwicklung, wenn ich Zeit dafür habe. Sportlich mache ich viel weniger, halte mich durch viel Spazieren gehen oder ein wenig Laufen fit, selten helfe ich noch bei den Senioren aus, wenn Not am Mann ist. Ansonsten nehme ich mir Zeit für die Familie, für die Kinder und ich lese gerne Bücher. Beruflich hast du ja auch einen anderen Weg eingeschlagen! Insgesamt war das Jahr 2003 eine Jahr der Veränderung für mich, im Sommer habe ich meine aktive Karriere als Fußballer beendet, mit Ende des Jahres bin ich dann in die Selbständigkeit als Unternehmens- und Lebensberater gewechselt, ebenfalls nach insgesamt 13-jähriger Tätigkeit bei den Barmherzigen Schwestern. Diese Aufgabe nimmt jetzt viel Zeit und Kraft von mir in Anspruch. In dieser Tätigkeit helfe und unterstütze ich Menschen, Teams- und Organisationen an sich selbst zu arbeiten, sich selbst zu verbessern, ihre hinderlichen Gewohnheiten und Lebensmuster umzutrainieren. Es macht mir sehr viel Spaß, weil ich immer wieder neue Menschen und neue Situationen kennen lerne, auch hier helfen mir die vielen lehrreichen Erfahrungen als Fußballtrainer, wie man aus Tiefs, aus schwierigen Situationen wieder herauskommt. Das dir an der Union Julbach noch etwas liegt, beweisen deine regelmäßigen Besuche am Sportplatz oder das Sponsern der Nachwuchs-Trainingsanzüge, wofür sich der Vorstand noch mal herzlich bedankt! Hier hat mich mein Bruder Dominik gebeten euch zu unterstützen, da für die Traininganzüge Sponsoren ausgefallen sind. Da er mich auch schon sehr oft unterstützt hat, wenn ich etwas gebraucht habe, war es mir eine Ehre speziell ihn und damit auch die Jugendarbeit der Union Julbach zu unterstützen, denn eine gute Jugend ist immer die Basis für eine langfristige Weiterentwicklung. In deiner aktiven Zeit als Spieler oder auch als Trainer hast du ja lange Zeit das große Ziel „Meister“ verfolgt, dass trotz unzähliger Rückschläge dann zu deinem Karriereende erreicht wurde (siehe Chronik – Tabellen). Wie motiviert man sich wieder von Neuem, wenn man sooft nur denkbar knapp am Aufstieg scheitert? Die ersten Jahre meiner Kampfmannschaftszeit waren oft geprägt von hohen Niederlagen und hinteren Tabellenplätzen, das Fußballspielen hat mit trotzdem Spaß gemacht, ich war einfach begeistert davon. Ein Teil um mich neu zu motivieren, war sicherlich meine Begeisterung und die Freude für das Spiel, für den Fußball, andere Teile habe ich mir von meinem Vater abgeschaut, der mir immer wieder Ausdauer, Disziplin und Geduld vorgezeigt hat. Schließlich habe ich auch gesehen, dass sich eine kleine Gruppe von Fußballern genauso engagiert wie ich, dass hat mir die Kraft zum Durchhalten gegeben. Und als Schüler durfte ich in jungen Jahren oft Extraschichten machen, nach dem Fußballtraining bin ich damals noch nach dem Training mit dem Rad bis Kriegwald gefahren, ein wenig haben mir diese zusätzlichen Sonderschichten auch Kraft zum Durchhalten gegeben. Die wichtigsten Eigenschaften waren aber mein Wille, die Begeisterung, und ich wollte auf keinen Fall aufgeben, bis ich das mir vorgenommene Ziel erreicht habe. Mittlerweile hat sich ja Julbach schon relativ gut in der 1. Klasse eingelebt. Glaubst du ist der sportliche Plafond jetzt erreicht oder zeigt die Kurve weiter nach oben? Das ist schwer zu sagen, im Fußball habe ich schon so vieles erlebt, wo wir in einer Herbstsaison trotz 33 erzielter Tore bei drei Gegentoren mit sieben Punkten Rückstand nur Zweiter geworden sind, am Ende hat es auch nur zum zweiten Platz gereicht, damals ist St. Martin aufgestiegen, als wir Meister geworden sind hatten wir 20 Punkte Vorsprung, eine Jahr später sind wir wieder abgestiegen. Die große Gefahr, die ich immer wieder sehe sowohl im Beruf als auch im Sport, ist, dass man im Erfolg träge wird und sich zurücklehnt. Diese Anzeichen sehe ich im Moment auch ein wenig bei euch, denn die letzten Jahre waren geprägt von vielen Erfolgen. Wen ich höre, dass die Reserve fast ohne Training Meister wird, dann sehe ich noch viel Potential nach oben, speziell weil so viele junge Spieler dabei sind, aber ohne Training, ohne Fleiß, ohne Anstrengung, ohne Überwindung führt der Weg nicht nach oben, sondern man kann höchstens das Niveau halten, das man erreicht hat, die Gefahr ist aber groß, dass die Leistung sogar nachlässt, weil es ja einige Zeit auch ohne Training gegangen ist. Aber das ist meistens eine Täuschung, denn man zehrt noch von den Energien, von der Substanz, die man sich vorher aufgebaut hat. Meine Erfahrung ist, dass man gerade, wenn man Erfolg hatte, sich auf jeden Fall noch mehr anstrengen sollte, denn in diesen Hochphasen ist es am Leichtesten sich zu verbessern und weiterzuentwickeln, denn durch das Glücksgefühl, fällt alles leichter. Wenn man in einem Tief ist, muss man sich viel mehr überwinden. Trotz des sportlichen Höhenfluges fehlt ja eine ganz wichtige Person, der Sektionsleiter! Was würdest du zur Violett-Weiss-Schlagzeile „Josef Leitner neuer Seki“ sagen? Ich würde diese Meldung für einen April-Scherz oder eine Zeitungsente halten. Ich wohne in St. Martin und habe dort auch den Mittelpunkt meines Lebens und meiner Familie. Meine Töchter sind inzwischen schon 12 und 8 Jahre, gerade jetzt brauchen sie mich als wichtigen Wegbegleiter. Außerdem fordert mich auch der Auf- und Ausbau meines eigenen Unternehmens, da würde einfach die Zeit fehlen, um das gut und vernünftig zu machen. Ich halte mich da an einen weisen Spruch meines Vaters. „Wenn du etwas machst, dann mach es mit voller Kraft, mit Engagement und vor allem Ganz“. Diese Aufgabe könnte ich mit meinem Zeitbudget auf keinen Fall übernehmen. In St. Martin wurde ich auch schon gebeten, die U17 zu trainieren, ich habe genau aus demselben Grund abgelehnt. Ich denke es gibt auch in Julbach einige potentiell gute Kandidaten für die Aufgabe, mir fällt dabei z.B. Gerald Sonnleitner, Pühringer Fritz, Krenn Franz, Puffer Franz ein, um nur einige Personen zu nennen. Auf jeden Fall sollte es eine besonnene Person sein, die den erfolgreichen und harmonischen Weg von Seidl Martin mit den unterschiedlichen Persönlichkeiten im Vorstand gut fortsetzt, aber vielleicht wäre es auch möglich, dass die neue Person von Seidl Martin, noch ein bis zwei Jahre begleitet wird oder es gemeinsam mit ihm macht, den würde der Einstieg für einen Neuen leichter fallen. Aus meiner Sicht braucht es nur Kreativität, damit diese Position möglichst rasch besetzt wird, denn ein Schiff ohne Kapitän fährt zwar noch einige Zeit auf dem eingeschlagenen Kurs, aber ohne Steuermann wird es bei Turbulenzen in Seenot geraten und das halte ich für fahrlässig und gefährlich. In nächster Zeit stehen einige wichtige Entscheidungen bevor, wie. z.B. neue Jugendtrainer zu finden, zu klären, wie man mit der Weiterverpflichtung der beiden Ausländer weiter vorgeht, um nur einige zu nennen. Da braucht man eine gute Mannschaft und vor allem einen Kapitän, der die Richtung vorgibt. Dass in Julbach gehörig Potenzial da ist, beweist auch die Tatsache, dass trotz mangelnder Trainingseinstellung die Reserve im Vorjahr Meister wurde und auch heuer in der Tabelle wieder gut unterwegs ist. Auch die Nachwuchsarbeit bringt regelmäßig Erfolge. Was gibst du unseren jungen bzw. ewigen Talenten mit auf den Weg? Meine zwei größten Fehler als Spieler und Trainer waren, erstens, dass ich meine Gefühlswelt, speziell meinen Ärger, meine Aggressionen nicht unter Kontrolle hatte, denn wer Ärger und Aggression hat, kann nicht mehr klar denken, und gerade beim Fußballspielen sollte man immer einen kühlen Kopf behalten, denn es gibt genügend Hitzköpfe. Zweitens habe ich immer erwartet, dass sich alle Anderen genau so anstrengend und mit demselben Ehrgeiz bei der Sache sind wie ich, leider habe ich mich geirrt, das kann ich nicht erwarten, ich kann höchsten Vorbild für Andere sein. Für mich ist und war Fußballsport auch eine Schule fürs spätere Leben. Im Fußball kann man Ziel nur gemeinsam erreichen, so lernt man dort schon Teamdenken, Teamgeist, Kommunikation zu entwickeln und aufzubauen, schwierige Zeiten gemeinsam zu bewältigen. Weiters empfehle ich jedem Spieler auch Fehler zu machen, aber man sollte einen Fehler nicht öfters als zwei Mal machen, denn dann ist man nicht bereit etwas dazuzulernen. Ich empfehle jedem jungen Spieler auch verschiedene Positionen auszuprobieren, sich von guten Spielern viel abzuschauen, und vor allem Begeisterung, Freude und Spaß beim Spiel zu haben und einen kühlen Kopf zu bewahren, auch wenn man verliert. Gerade wenn man keine Chance in der Kampfmannschaft hat oder häufig verliert, dann sollte man noch mehr trainieren, denn dann ist man gefordert Versäumnisse nachzuholen. Aber regelmäßiges Training, Ausdauer, Geduld und Fleiß sind die Grundbasis für eine gute Weiterentwicklung und eine Steigerung des Leistungsniveaus. Und wie schaut deine Zukunft aus? Ich stehe jetzt in der Mitte des Lebens, wenn ich so zurückschaue, bin ich in den letzten Jahren viel gelassener, ruhiger, stiller und achtsamer geworden. In meinem Leben habe ich immer wieder Aufgaben bekommen, wo ich Menschen helfen und unterstützen durfte, Ihnen oft auch als Coach zur Seite zu stehen. Meine Zukunft sehe ich jetzt meine beiden Töchter beim Erwachsen werden zu begleiten, weiters im Aufbau und Ausbau meines Unternehmens, um noch mehr Menschen beim Umsetzten von Verbesserungen an sich selbst, ihren Teams und Firmen begleiten zu können. Und immer wieder habe ich dabei gesehen, wie wichtig das eigene Denken ist, wer mit seinen Gedanken positiv und gut denkt, dem wir auch viel Gutes begegnen, wer aber negativ und mürrisch denkt und auch fühlt, der wir auch viele Tiefs erleben. Daher ist mein Leitspruch für die Zukunft auch „Das Gute, Liebevolle und Beste in Allem fördern und nähren“, dass wünsche ich auch dem Verein, allen Fußballern und auch Anhängern des Vereins. Wer noch mehr über mich erfahren möchte, kann gerne auf der Homepage Link nachschauen. Danke für das Interview

Kommentare


Keine Links mit http:// oder www erlaubt
↑ HOCH